Beruflicher und privater
Stress ließen den Wunsch nach Abstand und Ruhe immer lauter werden. Ich
entschied mich für sogenannte „Stille Tage“ in einem Kloster, ohne zu wissen,
was genau mich dort erwartete. Tagelang schweigen, konnte ich das? Und so viel
Zeit zum Nachdenken, ob das gut für mich war?
Die Tür hinaus in die Freiheit - oder hinein in die Geborgenheit? |
Mit gemischten Gefühlen kam
ich dort an, fühlte mich aber vom ersten Moment an gut aufgehoben. Der
liebevolle Empfang und die Klostermauern umgaben mich wie ein schützender
Kokon.
Zunächst einmal galt es,
sich mit den Klosterregeln vertraut zu machen: Dreimal täglich war Gebetszeit,
zusätzlich drei Termine am Tag, wo sich die Gruppe zur Besprechung eines
vorgegebenen Themas traf. Ansonsten: Schweigen. Für mich war dieses „Programm“
schon zuviel und ich habe mich schon mal ausgeklinkt, um mehr Zeit für mich zu
haben. Sehr gewöhnungsbedürftig war auch der viele Gesang während der
Andachten. Obwohl ich gregorianische Gesänge grundsätzlich mag, waren mir
mehrere hintereinander gesungene Psalmen (mitsingen ausdrücklich erwünscht!)
doch zuviel.
Sehr genossen habe ich die
Stille in meiner Zelle und die langen Spaziergänge auf der weitläufigen
Parkanlage und im umliegenden Wald. Das Wetter spielte mit und so wanderten
unterwegs sonnenwarme Birnen, Äpfel und Zwetschgen direkt in den Mund.
Mein Lieblingsplatz |
Der Baum der Versuchung - einer davon! |
Die dort lebenden Mönche
versorgten uns mit liebevoll zubereiteter vegetarischer Kost. Vieles davon
stammte aus eigener Produktion. Der Gemüsegarten, zahlreiche Obstbäume und
mehrere Bienenvölker sorgten für einen reich gedeckten Tisch.
Auf mich selbst
zurückgeworfen zu werden war nicht so schlimm wie befürchtet. Im Gegenteil! Die
friedliche, ja ehrfürchtige Stimmung dort war Balsam für die Seele. Das enge
Korsett der festen Gebetszeiten steht meiner ausgeprägten Freiheitsliebe zwar
etwas im Weg, sodass ein längerer Aufenthalt im Kloster sicher nicht mein Ding
wäre. Aber um sich kurzzeitig aus dem Alltag auszuklinken, ist es einfach
ideal. Diese erste, sehr positive Erfahrung war bestimmt nicht die letzte. Ich
komme wieder!